MSG I: die alternative Kadervorstellung 2017/18

Andre

Dass die MSG überhaupt noch in der B-Klasse spielen darf liegt auch an ihrem Schlussmann. Der hält nämlich in aller Regel seinen Kasten derart akribisch sauber, dass es nicht verwundern würde, wenn Andre in den wenigen Momenten des Spiels, in denen die Partie nicht direkt vor seinem Tor stattfindet, Pfosten und Latte mit Seife und Lappen blankpolierte. Müsli verriegelt nunmal seinen Kasten. Ebenso sorgsam legt er seine Sportklamotten an. All day long.

 

Janik

Vor nicht allzu langer Zeit spöttelte ein Ex-Mitspieler über Janiks unschuldiges Pennäler-Aussehen. Das möchte ich prophylaktisch nun in aller Höflich- und Demütigkeit dementieren, damit ich nicht im Falle einer persönlichen Konfrontation mit Janik in die Berufsunfähigkeit gepowerslamt werde. Gegen besagten Teamkameraden legte Janik nämlich eine derart räudige Sense aufs Parkett, dass er per Gerichtsbeschluss nun nur noch im schwarzen Kapuzenumhang wird auflaufen dürfen. Und ich werde ab sofort abends vor dem Schlafengehen unter dem Bett nachsehen, ob nicht ein Janik darunterliegt, um mir mit einer gezielten Clothesline die Luft abzuschnüren.

 

Lukas

Quizfrage: In einem luftleeren Raum, was fällt dort langsamer zu Boden: eine Bowlingkugel oder eine Feder? Richtig: Lukas. Was er in seiner Freizeit macht, weiß ich nicht. Wenn man aber sieht, mit welcher Humorlosigkeit Tyson Junior seine 7-Meter ins Tor schweißt, gehe ich davon aus, dass er nach Feierabend Falschparker aufschreibt, im Park frisch verliebten Pärchen auf die Picknickdecke furzt, im Kino den Leuten das Ende des Films verrät oder auf Kindergeburtstagen die Torten vom Tisch schubst. Aber wie gesagt: ich weiß es nicht.

 

Konstantin

Eines der beliebtesten rhetorischen Mittel des Ex-TV-Experten Mehmet Scholl ist der Jeremies-Konjunktiv. Der geht ungefähr so: »Das sieht ja ganz nett aus, was Spieler xy da auf den Rasen zaubert, aber wenn der Jens Jeremies jetzt noch spielen würde, der hätte ihm aber ordentlich, also da hätte er nicht lange Freude an seinem Gefummel gehabt. Da wäre spätestens nach dem zweiten Übersteiger die Grätsche geflogen gekommen.« Konsti kann darüber nur lachen, während er Bud-Spencer-mäßig Jens Jeremies im Schwitzkasten hält, auf einer Rolle Stacheldraht kauend und Motoröl hustend. Keine Pointe.

 

Johannes

Beruflich verdingt Stocky sich als Vorherbild-Model. Auf dem Spielfeld sticht er vor allem durch wahnwitzige Abwehrkünste auf Links-Außen hervor, wo er in schöner Regelmäßigkeit mehr Fehlentscheidungen trifft, als Lothar Matthäus auf dem Standesamt. Eines der Gründungsmitglieder der MSG und dementsprechend inzwischen auch ein wandelndes Geheimratsecken-Mahnmal.

 

Christian

Atze kann viele Dinge, die ich nicht kann. Handball spielen zum Beispiel, oder mit Anfang Dreißig keine unwegtrainierbare Wampe haben. Außerdem wirft »el Capitano«, im Tierkreiszeichen des Duracellhasen geboren, gerne auch mal Traumtore, die so schön sind, dass Heidi Klum das dringende Bedürfnis verspürt, ihnen ein Foto zu überreichen. Für ein Exklusivinterview zum Thema »Geile Derbytore« habe ich Atze indes leider nicht erreicht. Er war wie jeden Sonntag damit beschäftigt, professionelle Marathonläufer ins Erschöpfungskoma zu rennen.

 

Melvyn

Es gibt nur eine Handvoll unumstößlicher Wahrheiten in diesem Universum: Die Erde dreht sich um die Sonne. Auf der Erde fallen Objekte nach unten, sofern sie nicht von einer anderen physikalischen Kraft daran gehindert werden. E ist gleich mc zum Quadrat. Filme mit Adam Sandler sind scheiße. Käse ist toll. Außerdem: Günther geht immer. Und: für Melvyn gibt es nicht genug Hantelscheiben im Kraftraum.

 

Marius

Was ist nur mit Marius passiert? Noch letztes Jahr umspielte unseren Halblinken der Hauch des melancholisch-sensiblen Steinewerfers, der ab und an einen Weltklassewurf aus dem begnadeten Handgelenk schüttelt, dann aber wieder ein ganzes Spiel abtaucht und mit gesenktem Kopf über den Platz trabt, ganz der ach so grausamen Welt und dem Schicksal ergeben. Und nun? Nun kann man praktisch die Hornhaut auf Marius Oberarmen sehen, vom ständigen Ärmelhochkrempeln. Kloppt im Mittelblock auf alles, was zwei  – oder mehr – oder weniger – Beine hat und nimmt sich in der entscheidenden Phase gegen Nordenstadt einen Stemmwurf, der heute noch fliegen würde, wenn da kein Netz im Weg gewesen wäre.

 

Marcel

Die Hälfte ist geschafft. Überlege, ob ich zur Belohnung ein Pullmoll aus der Schreibtischschublade nasche. Mehr ist nicht erlaubt. Nicht im Hinblick auf alles, was noch kommt. Schon gar nicht beim Anblick von Marcels Oberkörper. Wie eine antike Statue. Weiß und hart. Besteht er aus Marmor? Und ich? Bestehe wohl aus Marmorkuchen.

 

Marc

Denken wir uns ein wenig zurück in die gute alte Zeit, als es beim Training mehr Medizin- als Handbälle gab und Blutkotzen ein Zeichen von toller Kondition war. Alterspräsident Marc ging durch diese Schule, die sich aber offensichtlich auszahlt. Man erwartet zwar jeden Moment, dass er mit Nasenpflaster auf das Spielfeld tritt, aber Erfahrung der Sorte »abgewichst«  gab es halt nur in den 90ern.

 

Max

Wenn ich das Verletzungspech eines Max Schuberts hätte, ich würde ich aus Angst vor neuen Verletzungen prophylaktisch alle Gliedmaßen amputieren und als Jabba-the-Hut-artiger Blob ein bewegungsarmes Leben auf der Couch führen. Was meinem gegenwärtigen Lebensstil eigentlich recht nahe kommt. Wie dem auch sei: Max zieht es vor komplett ohne Vorbereitung einfach so mir nichts dir nichts wieder auf absolutem Top-Niveau zu spielen, als wäre Handball die einfachste Sache der Welt, und 60 Minuten Dauersprint in etwa so anstrengend wie ein Kururlaub in Bad Hersfeld.

 

Daniel

Trägt seit einiger Zeit einen derart großartigen Vollbart, dass selbst Al Borland neben ihm aussieht wie ein frisch rasierter Nacktmull. Und er trägt ihn noch so lange, bis die MSG ihr erstes Spiel verliert. Gilt somit als Motivationskünstler der Mannschaft. Gegen Kastel aber zeigte Icke nun, dass er durchaus auch für die schäbigen Seiten des Spiels zu haben ist, als er in der 55. Minute seinen Gegenspieler mit gestreckter Becker-Faust in den Brustkorb flog. Ein Foul, so kung-fu-ig, dass Jackie Chan zuhause spontan mit einem Dropkick in den TV-Schrank sprang. Dass Icke nur zwei Minuten bekam, war indes ein ziemlicher Witz. Für ein solches Foul bekommt man laut offiziellem Regelwerk nämlich glatt Rot und einen eigenen Mortal Kombat-Charakter.

Jonas

Mehr so ein sachlicher Spieler. Einer, der auch im Bezirksamt eures Vertrauens arbeiten könnte. Hat vermutlich in der Kabine einen Leitz-Ordner, in dem er die Laufwege seiner Gegner abheftet. Dazu einen Stand-PC mit einem 17er Röhren Bildschirm, auf dem unentwegt der Standardbildschirmschoner läuft. Der mit den 3D-Röhren. Nicht spektakulär, aber immer am Mann. Immer blitzgescheit. Außer nach drei Bier. Dann verliert er beim Tabu selbst gegen Hodor.

 

Moritz

Wirkt oft, als würde er eher diesen, mit dem Handball nur entfernt verwandten Sport betreiben, bei dem halbnackte Briten sich an einer Dorfmauer entlangdrücken, den Ball jeweils in ihre Kneipe quetschen wollen, aber niemand weiß, wo dieser Ball sich eigentlich befindet. Am Ende schafft Moritz es zumeist aber in »Slow-Mo« irgendwie zum Zapfhahn, was als amtierender Bierwart – und somit noch zwei Stufen über dem Kapitän – auch nur recht und billig ist.

 

Beate

Beate hat immer gute Laune. Immer. Wenn sie diese aber mal nicht hat, hier eine Liste der Dinge, die ich dann lieber machen würde, als ihr krumm zu kommen. Einen Liter Tabasco exen. Mir die Fußnägel mit der Flex und verbundenen Augen schneiden. Einem schlafenden Braunbären das Fell rasieren. Sämtliche Steckdosen der Halle mit Stricknadeln auf ihre Funktionstüchtigkeit testen. Den Bauarbeitern gegenüber nach einem langen Arbeitstag die Füße waschen. Mit Xavier Naidoo über die Staatsform der BRD diskutieren. Ende der Liste.

 

Andi

Was wohl in Andis Büchlein so steht, das er vor seinen Spielen und Trainingseinheiten konsultiert? Vielleicht »Liebes Tagebuch, wie findest du das neue Helene Fischer-Album? Ich affentittengeil.« Vielleicht »Butter, Käse, WC-Reiniger, Paprika, Wodka (den guten Ahmatov), Erwachsenenwindeln.«, oder einfach ein lapidares: »Hattersheim, lol«. Ich weiß es leider nicht. Was ich aber weiß, ist, dass Andis Büchlein so viel Einfluss auf ein Spiel nehmen kann, dass Ewald Lienens Zettel nun ehrfürchtig Papa zu ihm sagen.